Stillleben mit „Kiste, Orange, Stuhllehne“, 1973/74 | Gemälde von Kaspar Ilg

Kaspar Ilg (1921–2011)

Das Stillleben mit dem Titel „Kiste, Orange, Stuhllehne“, das Kaspar Ilg in den Jahren 1973/74 in Ottenbach auf einem Keilrahmen mit Bleistift skizzierte, ist ein charakteristisches Werk dieser Schaffensperiode. Auffällig ist, dass der Künstler seine Arbeiten nicht immer mit einem Titel versehen hat. Häufig sind lediglich die Maße der Rahmen auf den Keilrahmen vermerkt – anfänglich handschriftlich, ab den späten 1970er-Jahren jedoch zunehmend gedruckt.

Die verwendete Leinwand zeigt bei näherer Betrachtung eine markante Besonderheit: Sie besteht aus zwei vertikal zusammengenähten Teilstücken. Die blauen Kanten am Rand des textilen Malgrunds, ein wiederkehrendes Merkmal in dieser Phase, verleihen dem Werk eine besondere visuelle Note.

In den ersten zwei Jahrzehnten seiner Tätigkeit als freischaffender Künstler war Kaspar Ilg auf kreative Improvisation angewiesen. Er experimentierte mit verschiedenen Materialien, darunter Stoffe und Holz von Versandkisten, um seine Malgründe zu schaffen. Die Rahmen fertigte er aus groben Holzleisten, wobei er das Material oft so knapp bemessen zuschnitt, dass es nur mit Mühe auf den Keilrahmen befestigt werden konnte.

Mit wachsender finanzieller Stabilität änderte sich sein Arbeitsprozess. Ilg begann, vorgefertigtes Malmaterial zu verwenden, wie beispielsweise grundierte und bedruckte Leinwände, die ihm nicht nur höhere Qualität boten, sondern auch großzügigere Gestaltungsmöglichkeiten eröffneten.

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Kaspar Ilg (1921–2010) war ein Schweizer Maler, Sammler und Kunstpädagoge, der ein Leben lang seiner Leidenschaft für die bildende Kunst und ihre Vermittlung widmete. Geboren 1921 in Berlin als Sohn der Dalcroze-Tänzerin Elfriede Immelmann (1889–1971) und des Schweizer Schriftstellers Paul Ilg (1875–1957), wuchs er in der Schweiz auf, wo er unter anderem in Überlingen und Luzern lebte.

Von 1938 bis 1943 studierte Kaspar Ilg an der Kunstgewerbeschule Zürich, wo er unter Ernst und Max Gubler eine fundierte künstlerische Ausbildung genoss. Abschließend belegte er die Fachklasse für textile Berufe, ein Bereich, der seine künstlerische Vielseitigkeit unterstrich. Nach seinem Abschluss arbeitete er als freischaffender Künstler, zunächst in Herrliberg und später auf der Forch nahe Zürich.

1956 heiratete Ilg die Klavierlehrerin Anita Schubert (1934–2017), mit der er eine lebenslange Partnerschaft verband. Das Paar lebte bis 1974 in Ottenbach, bevor es nach Hallau zog, wo Ilg neben seiner Kunst auch Malkurse anbot und von 1974 bis 1986 Malerei an der Kunstgewerbeschule Zürich unterrichtete.

Kaspar Ilg war ein engagierter Künstler, dessen Werke in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen in Zürich, Schaffhausen und Deutschland zu sehen waren. 1950 wurde er mit dem Preis der Konrad Ferdinand Meyer-Stiftung ausgezeichnet, was seine Bedeutung in der Schweizer Kunstszene unterstrich.

Neben seiner eigenen künstlerischen Praxis war Ilg auch ein passionierter Sammler. Ursprünglich hatte er seinen Stiefvater, den Geschäftsmann Hugo Baldinger (1899–1968), bei dessen Sammlung beraten, später übernahm und erweiterte er die Kunstsammlung seiner Mutter.

2018 übergaben die Erbinnen der Familie Ilg einen bedeutenden Teil dieser Sammlung sowie eine repräsentative Auswahl seiner Werke als „Schenkung Anita und Kaspar Ilg“ an das Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen. Dieses Museum hatte Ilg bereits 1974 und 1994 mit Ausstellungen gewürdigt und ehrte ihn 2021 posthum mit der Ausstellung „Ein Leben für die Kunst. Der Maler und Sammler Kaspar Ilg“.

Kaspar Ilgs Leben und Werk stehen als Zeugnis eines tiefen Engagements für die Kunst, sowohl als Schaffender als auch als Bewahrer und Förderer künstlerischer Werte.

Maße

66×50,5×2 cm

Gewicht

0,9kg

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