Henri Prost (25. Februar 1874 – 16. Juli 1959) war ein französischer Architekt und Stadtplaner, der als eine der zentralen Figuren des modernen Urbanismus galt. Geboren in Saint-Denis, war Prost Mitbegründer der Société française des urbanistes im Jahr 1911, zusammen mit anderen prominenten Architekten und Landschaftsplanern wie Donat Alfred Agache, Eugène Hénard und Jean Claude Nicolas Forestier. Ab 1932 war er Mitherausgeber der Zeitschrift Urbanisme, und 1933 wurde er in die Académie des beaux-arts gewählt. Von 1929 bis zu seinem Tod 1959 leitete er die École spéciale d’architecture.
Prosts urbanistische Herangehensweise war geprägt von einem tiefen Respekt für das lokale kulturelle Erbe. Besonders in seinen Projekten in Marokko unter dem kolonialen Gouverneur Marschall Lyautey zeigte er, wie Städteplanung mit lokalen Gegebenheiten harmonieren kann. Seine Entwürfe für Städte wie Rabat verbanden klare städtebauliche Strukturen mit der Möglichkeit zur dynamischen Verdichtung, ohne das öffentliche Raumgefüge zu stören. Dies wurde später als wegweisend für ein intelligentes Stadtwachstum angesehen.
Prost setzte sich vehement dafür ein, dass Stadtplanung nicht auf eine beratende Funktion beschränkt wird. Seine Visionen umfassten nicht nur die Entwicklung von Städten wie Casablanca und Rabat, sondern auch ambitionierte Projekte in Frankreich, darunter Pläne für die Pariser Vororte, die er als Eingangstore zur Hauptstadt verstand. Dabei setzte er auf eine Kombination aus Ästhetik, Funktionalität und der Einbindung lokaler Akteure. Sein innovativer Ansatz beinhaltete die Nutzung von Luftaufnahmen zur genaueren Analyse von Stadtstrukturen, insbesondere für schwer zugängliche Bereiche innerhalb der Bauquartiere.
Auch in der Türkei, wo er bedeutende Projekte umsetzte, bewies Prost seinen Weitblick. Er arbeitete eng mit lokalen Experten zusammen und bildete sie aus, um die Stadtplanung in die Hände der einheimischen Akteure zu legen. In Frankreich gründete er außerdem städtische Planungsdienste, beginnend in Metz, und forderte regelmäßig aktualisierte Bestandsaufnahmen als Grundlage für die Stadtentwicklung.
Als Professor am Institut d’urbanisme der Universität Paris inspirierte Prost eine neue Generation von Stadtplanern. Viele seiner Ideen und Praktiken leben durch die Arbeiten und Schriften seiner Schüler weiter, die sein Denken nachhaltig prägten.